Verschiedene Diagnosen - gleiche Ursache
Beschwerden in Unterbauch, Beckenboden und Rektum treten in vielen Varianten auf: Schmerzen, Missempfindungen und Funktionsstörungen. All diese Beschwerden können durch Verspannungen der Muskulatur innen und außen am Becken entstanden sein. Meist entwickeln sie sich langsam, oft wird es mal besser - mal schlechter. Genauso kann es ganz plötzlich nach einem besonderen Ereignis damit losgehen, etwa nach einer Fistel-OP oder einem Sturz. Nicht selten ging alles mit einer Blasenentzündung oder einer Prostatitis los. Dann gibt es zwar keine Bakterien mehr, aber immer noch die Beschwerden. Schulmedizinisch wird dann oft eine Reizblase oder eine chronische Prostatitis diagnostiziert.
In der letzten Zeit kommen viele Patienten mit der Diagnose Pudendusneuralgie oder CPPS. In beiden Fällen lohnt es sich die Muskulatur des Beckenbodens und des Beckens zu untersuchen. Denn oft sind Verspannungen auch dafür der Auslöser
Meist haben die Patienten Erfahrungen mit der Behandlung der Beschwerden mit Hilfe von Antibiotika, wie sie bei bakterieller Blasenentzündung oder Prostatitis eingesetzt werden, auch wenn gar kein bakterieller Befund mehr vorhanden ist oder auch nie vorhanden war. Oft helfen Medikamente nur wenig oder gar nicht. Würde man die verspannten Muskeln untersuchen, wüsste man, was zu tun ist.
Wenn Sie davon betroffen sind, empfehlen wir die Lektüre von "Unter der Gürtellinie". Dort finden Sie detaillierte Informationen, Quellen, viele Fallbeschreibungen, ein Übungssprogramm und Vorschläge zur Selbstbehandlung.
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Ist das psychosomatisch?
Die Patienten fühlen sich oft sehr elend und fürchten, dass ihre Beschwerden nie mehr weg gehen könnten. Die Lebensqualität kann aufgrund der Sorgen und Beschwerden sehr eingeschränkt sein. Wenn Fachärzte keinen Befund stellen, heißt es manchmal allzu schnell, die Beschwerden seien psychosomatisch. Würde man aber Muskulatur und Bindegewebe untersuchen, könnte man feststellen, dass es Dauerspannungen in und außerhalb des Beckens und des Beckenbodens gibt, die für die Beschwerden verantwortlich sind.
Den meisten Patientinnen und Patienten geht es psychisch schlecht, weil sie eine Odysee von Konsultationen und Therapien hinter sich haben und keinen Erfolg. Weil sie niemanden finden, der mit ihren Beschwerden etwas anfangen kann. Oder weil sie meinen, dass sie der einzige Mensch weit und breit sind, der solche Beschwerden hat. Da ist es nur natürlich, dass es einem auch psychisch nicht gut geht und man sich Sorgen macht. In meinem Buch "Unter der Gürtellinie" (siehe Kasten) berichte ich von vielen Fällen, damit die Patienten registrieren, dass sie nicht alleine damit sind.
Woher kommen funktionelle Beckenbodenbeschwerden?
Auch schlimmste Funktionsstörungen und stärkste Beschwerden können durch Verspannungen in Muskulatur und Faszien verursacht sein. Diesen Ursachen wird in Deutschland leider noch zu wenig Beachtung geschenkt. Solche Verspannungen können durch banale Stürze, nach Entzündungen von Blase oder Prostata oder durch "spannende Gewohnheiten", wie zum Beispiel, ständig die Beine übereinander zu schlagen, entstanden sein. Auch Eingriffe, wie Kaiserschnitt, Leisten-OP, Fistel-OP und so weiter können Verspannungen nach sich ziehen durch Verklebungen in Bindewebe und Faszien. Weitere Tipps und Informationen dazu finden Sie im Buch. Wenn Sie wissen wollen, ob Ihre Beschwerden muskulär bedingt sein können, machen Sie den kurzen Test (PDF-Fragebogen) und Sie können erkennen, ob es bei Ihnen an Verspannungen liegen kann.
Was kann man gegen Beckenbodenschmerzen tun?
Bei Daueranspannungen helfen auch keine Kräftigungsübungen, im Gegenteil, sie können das Problem verschärfen. Denn das wäre für Ihre Muskulatur so, als wären Sie im Job schon ziemlich überlastet und dann brummt Ihr Chef Ihnen noch eine zusätzliche Aufgabe auf. Welche Übungen gut sind, können Sie im Buch nachlesen, oder auf Youtube gleich mitmachen (siehe Links). Im Buch erfahren Sie auch, wie Sie sich selbst helfen können, wieder lockerer zu werden. Natürlich können Sie auch einen Termin in der Praxis vereinbaren, um sich behandeln zu lassen.
Kapitelauswahl
Videolinks (YouTube)
- Becken & Beckenboden, Mißempfindungen und Störungen - Videoerläuterungen & grundlegegende Informationen
- Welche Beschwerden können entstehen?
Unsere YouTube-Playlists (YouTube-Kanal "die.schmerzexperten")
DIe Playlist "Beckenbodenprobleme: Informationen" auf YouTube enthält verschiedende Erläuterungen zum Thema Beckenboden und Beckenprobleme wie:
- Eine Einführung
- Welche Beschwerden können entstehen?
- Mein Arzt sagt, mir fehlt nichts ... (bitte vorher genaue Diagnostik machen lassen)
- Woher kommen die Probleme, wenn es keine klaren Befunde gibt?
- Was kann man machen?
- Beckenbodentraining Ja oder Nein?
- Tipps zum Stehen und Sitzen
Die Playlist "Beckenbodenprobleme lösen - Übungen" für geplagte Patienten:
Übersicht möglicher Beckenbodenbeschwerden
Die folgende Aufzählung erhebt nicht den Anspruch, vollständig zu sein, es werden jedoch eine Reihe von Phänomenen erwähnt, die typisch sind. Die meisten Patienten haben allerdings mehrere dieser Probleme gleichzeitig.
Blasenbeschwerden & Schmerzen beim Wasserlassen
- häufiger Harndrang, manchmal auch nachts
- schmerzhafter Harndrang
- Blasenschmerzen beim Wasserlassen
- Blasenschmerzen nach dem Wasserlassen
- Schmerzen, die in die Harnröhre ziehen
- Der Harn kann nicht zurückgehalten werden, so dass es zur Inkontinez kommt.
- Es dauert sehr lange, bis der Urinstrahl kommt und erfordert manchmal Tricks wie zum Beispiel, den Wasserhahn aufzudrehen.
In der Urologie nennt man diese Probleme Miktionsstörungen. Sie fühlen sich oft ähnlich wie Beschwerden einer akuten Entzündung an, ein bakterieller Befund liegt jedoch nicht vor. Wenn die Blase jedoch durch Verspannungen nie richtig geleert wird und sich in der Blase Restharn bildet, kommt es jedoch auch leichter zu bakteriellen Blasenentzündungen. Dagegen helfen zwar Antibiotika, wenn man die grundlegenden Verspannungen jedoch nicht löst, kehren die Blasenbeschwerden immer wieder zurück.
Unterbauchschmerzen
- Schmerzen und Krämpfe im Unterbauch vor/beim oder nach dem Stuhlgang
- Schmerzen und Krämpfe beim Stuhlgang im Bereich des Afters
- Die Entleerung dauert sehr lange und geht nur schwierig vonstatten.
Menstruationsschmerzen
- Krämpfe und Schmerzen im Zusammenhang mit der Menstruation
- Krämpfe im Unterbauch
- Schmerzen, die bis ins Kreuz ziehen
- Schmerzen, die in die Oberschenkel ziehen
Missempfindungen
- Missempfingungen wie Brennen, Kribbeln, Ziehen
- Brennen und Ziehen im Bereich des Damms mit oder ohne Ausstrahlungen
- Brennen und Ziehen im Bereich der Schamlippen, der Vulva, oder im Penis oder Hoden
- Kribbeln im Dammbereich, den Schamlippen
- Taubheitsgefühle
- Juckreiz am After, ohne dass wirklich ein Ekzem besteht
Sexuelle Funktionsstörungen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (davon sind Frauen öfter betroffen) oder nach dem Geschlechtsverkehr (eher bei Männern der Fall)
- Schmerzhafte Ejakulation
- Gefühlsstörungen, so dass angenehme sexuelle Empfindungen weniger stark sind oder verschwunden sind.
- Potenzstörungen können ebenfalls durch Verspannungen verursacht werden.
Wenn sexuelle Aktivität Schmerzen auslöst oder verstärkt, ist es normal, dass sie eher gemieden wird, so dass auch ein Verlust der Libido beklagt wird.
Diagnosen und Ursachen von Beckenbodenbeschwerden
Wichtig: Akute Bauchbeschwerden müssen immer ärztlich abgeklärt werden.
Chronische Beschwerden wie sie oben dargestellt wurden, werden oft als chronische Prostatitis oder Reizblase behandelt. Manchmal wird auch CPPS (Chronic Pelvic Pain Syndrome), also ein chronisches Beckenschmerzsyndrom diagnostiziert. Bei Frauen wird oft eine Reizblase, manchmal auch eine Vulvodynie diagnostiziert. Bei beiden Geschlechtern auch eine Pudendusneuralgie.
Die Beschwerden können von den Muskeln des Beckenbodens oder dem Bindegewebe verursacht werden. Es kommen jedoch auch eine Reihe anderer Muskeln infrage, so zum Beispiel Bauch- und Hüftmuskeln (wie im Stanford Protokoll der Autoren Rodney Anderson und David Wise formuliert). Manchmal haben die Patienten Fehlhaltungen des Beckens, wie Schiefstände oder Verdrehungen, welche die Probleme (mit) verursachen. Oft ist die tiefe Bauchatmung eingeschränkt und nur mühsam möglich.
Behandlung und Therapie von Beckenbodenschmerzen
In der Pohltherapie® betrachten wir Atmung und Körperstatik und untersuchen die in Frage kommenden Muskeln sowie das Bindegewebe auf Verspannungen. Die Behandlung erfolgt mithilfe von Pandiculations, also geführten Bewegungsübungen zwischen Therapeutin und Patient(in), einer Triggerpunktbehandlung von außen sowie wenn notwendig von innen- also rektal und/oder vaginal. Ferner kann es notwendig sein, das Bindegewebe der betroffen Muskeln von außen zu behandeln.
Genauso wichtig ist es, dass die Patienten verstehen lernen, woher ihre Probleme kommen, ihr Körperbewusstsein schulen und Übungen erlernen (in meiner Praxis) und zu Hause durchführen um Beweglichkeit und Atmung zu verbessern und die Beschwerden selbst beeinflussen zu können.
Weitere Ausführungen und Hilfestellungen auf Video (YouTube)
- Mein Arzt sagt, mir fehlt nichts...
- Woher kommen die Beschwerden?
- Was kann man machen, wenn man solche Beschwerden, Mißempfindungen und/oder Funktionsstörungen hat?
- Beckenbodentraining: Ja oder Nein?
- Eine Ursache: viel Sitzen. Tipps.
- Noch eine Ursache: Langes Stehen. Tipps
Übungen für den Beckenboden
Fragebogen
Laden Sie hier unsere PDF-Checkliste "Können meine Beschwerden muskulär bedingt sein?" herunter.